NEU!! Anjas Allerlei - die monatliche Kolumne.. Ausgabe November 2018

Leakuchen

Über das Kämpfen, Leiden und Loslassen. Ein ewiger Kreislauf des Lebens? Und dann noch der Geburtstagskuchen für meine Jüngste...

Mein Leben nach dem OP - Geduld, Disziplin und Schokoladekuchen..

Mit OP-Erfahrung steuere ich auf den 22. Geburtstag meiner jüngsten Tochter zu…

Ich konnte die Nacht vor meiner Rücken Operation tatsächlich schlafen.

Auch wenn ich einige positive Vorbereitungen getroffen hatte und mich zum Glück eine sehr liebe Bettnachbarin irgendwie begleitete, wundere ich mich gerade immer noch.

Der Entschluss und letzte Schritt ins Krankenhaus zu gehen, ist mir wirklich schwergefallen.

Mein Glück war, dass ich schon um 7.20 Uhr mit meinem Bett abgeholt wurde. Ich war vollkommen cool, hatte auch keine LMA Pille genommen und redete viel mit den Krankenschwestern. Die Entscheidung war ja getroffen. Ich würde nichts mitbekommen; das beruhigte mich jetzt plötzlich. Ich glaube ich konnte noch nie besser die gesamte Kontrolle über mein Leben wildfremden Menschen anvertrauen. Die lange Zeit des Leidens hat mich wohl nicht nur geläutert, sondern mich auch weichgeklopft, durchlässig gemacht für dieses große Loslassen.

Ungern erinnere ich mich an Zeiten, an denen ich jede Überlegung an eine Operation in die letzte Ecke meines Gehirns verbannt hatte. So große Angst machte mir das.

So wurde das Thema über die Jahre immer wieder mal rausgezerrt und beleuchtet. Damit hatte ich einen großen Kampf. Jetzt bin ich fast stolz auf mich. Auch wenn ich noch einen langen Weg der Rekonvaleszenz gehen werde.

Nach der Operation, dämmrig wach im Aufwachraum habe ich geweint, vor Erleichterung. Wieder ein großes Loslassen, es fiel ein ungeheuer großer Brocken von meiner Seele – so hat sich das wirklich angefühlt. Ich wusste das ich jetzt ALLES getan hatte was irgendwie möglich war um mich von den chronischen Schmerzen zu befreien.

Jetzt brauche ich Geduld und Disziplin, vielleicht auch diverse Engel, die ein bisschen auf mich aufpassen. Aber die innere Zuversicht lässt sich auch von aufkommender Angst nicht mehr abschütteln. Treu nach dem Spruch auf einer Lieblingskarte „Be patient. Everything comes to you in the right moment.“

Zum Glück bin ich schon seit 2 Wochen wieder zu Hause. Nach einigen Höhen und Tiefen fühle ich mich jetzt in der Lage meiner Tochter einen Geburtstagskuchen zu backen. Das hat schon Tradition, alle meine Liebsten bekommen einen Kuchen zum Geburtstag. Auf meine Nachfrage, ob es einen Kuchenwunsch gäbe, meinte meine Tochter: „Irgendwas super Schokoladiges mit Kirschen“.

„Toll“ dachte ich und nahm einfach das Rezept eines Marmorkuchens, halt ohne den hellen Teig.

Und auch als „Muttertier“ (der Spitzname wurde mir von der jungen Generation zugedacht) habe ich das Gefühl einen riesigen Schritt gemacht zu haben. Das Loslassen meiner jüngsten Tochter, die dieses Jahr 22 wird und gerade beweist, dass sie ihr Leben gut alleine meistert. Auch wenn ich hin und wieder Notfallhilfe leiste und ab und zu gerne ein bisschen Unterstützung und Trost spende.

Was habe ich für uns um jede großartige Minute, jeden besonderen Moment, jedes noch so kleine Abenteuer gekämpft.

Auch darauf bin ich stolz, denn meine Motivation war Liebe. Der Glaube und auch die Gewissheit, dass uns diese wunderbare Zeit, die schönen Dinge, die wir zusammen erlebt haben, auch in schwierigen Zeiten Halt geben würden.

Mir wurde es immer wichtiger, das zu verfolgen, was mein Herz mit Freude erfüllte.

Auch wenn wir nicht mit materiellen Reichtümern gesegnet waren, habe ich immer wieder an unserer kleinen familiären Freude gearbeitet. Heute bin ich froh für diese wunderbaren Erlebnisse gekämpft zu haben.

Ich glaube es wird Zeit für einen gesellschaftlichen Sinneswandel. Das Streben und der Kampf um materiellen Wohlstand in allen möglichen Varianten ergibt für mich nur dann Sinn, wenn wir es auch schaffen regelmäßig aus dem Hamsterrad auszusteigen. Körper, Geist und Seele immer wieder in Einklang bringen.

Wahrzunehmen, wie es mir und meinen Liebsten geht braucht Zeit, die wiederum den möglichen Abstand mit sich bringt alles aus der Vogelperspektive betrachten zu können. Nur so ist bewusste Veränderung möglich, die dann zu einer Ausgeglichenheit zwischen allen Aspekten des Lebens führen kann.

Nach einer anstrengenden Zeit brauchen wir Entspannung, nach einer lauten Party sehnen wir uns nach Ruhe, nach einer Arbeit, die höchste Konzentration erfordert, will man einfach mal vor sich hinträumen.

Ich wünsche uns in der kalten Jahreszeit die Besinnung auf Herz- und Bauchgefühle. Menschlichkeit uns selbst und anderen gegenüber zulassen zu können. Der Kopf arbeitet ja sowieso unablässig und ist über ein wenig Abwechslung und Ausgeglichenheit letztlich sicher nicht böse.

Einfach zwischendurch kurz innehalten und das Atmen nicht vergessen..

 

Schokoladenkuchen, vegan, mit Kirschen

Zutaten für den Teig:

230 g Mehl

70 g Speisestärke

3-4 EL Kakaopulver

1 EL Flohsamenschalen gemahlen

180 g Zucker

1 Päckchen Vanillezucker

100 ml Pflanzenöl, neutral

100 ml Hafer- oder Dinkeldrink

100 ml Mineralwasser mit Kohlensäure

2 TL Backpulver

1 Prise Salz

1 kleines Glas Sauerkirschen

100 g gute Schokolade nach Wahl in kleine Stücke geschnitten

Für die Deko:

100 g Schokolade im Wasserbad schmelzen lassen

2-3 EL gehackte Haselnüsse

Deko Material nach Belieben. Ich hatte noch bunte Zuckersterne…

 

Den Backofen auf 180 Grad Celsius Ober- und Unterhitze vorheizen. Die Backform einfetten und mit Paniermehl bestreuen.

Mehl, Stärke, Backpulver, Zucker, Vanillezucker, Flohsamenschalen, Kakaopulver und Salz in einer Rührschüssel vermischen. In einem hohen Gefäß Mineralwasser, Öl und Dinkeldrink vermischen und unter ständigem Rühren zu der Mehlmischung geben. Mit dem elektrischen Rührgerät zu einem glatten Teig verarbeiten.

Die Kirschen abtropfen lassen und mit den Schokostücken vorsichtig unterheben.

Ab damit in die Backform (Gugelhupf oder Kastenform) und bei 180 Grad Celsius 45 bis 50 Minuten backen.

Anja, 15.11.2018 um 11:16