Agiles Coaching on the road - vor Ort in Ankara / Türkei

Die Arbeit mit agilen Teams in internationalen Strukturen kann für einen Coach sehr fordernd, aber auch sehr bereichernd sein - Eindrücke und Einblicke aus Ankara zu Beginn des Fastenmonats Ramadan..

In den letzten 4 Monaten hatte ich mit dem Kanban Team meines Kunden in Ankara nur per Mail, Phone und Videokonferenz Kontakt, beim deutschen Scrum Team war ich dagegen öfter, die Abstimmung zu aktuellen Themen sowie die Arbeit mit dem Team (incl. PO und Scrummaster) lief gut.

Mit den Kollegen aus dem italienischen (Kanban-) Team hatte ich nur sporadisch bei wenigen Themen Berührungspunkte - letztlich hat alles funktioniert, wir waren arbeitsfähig, dennoch: es war mal wieder Zeit für die Arbeit vor Ort.

Ich erwischte einen Direktflug nach Ankara, mein Freund Kadir (italienisch sprechender Fahrer - sehr hilfreich, spricht weder deutsch noch englisch, ich kein türkisch - aber italienisch können wir beide so lala..) holte mich in Esenboga ab und weil im Ramadan erst abends nach Sonnenuntergang gegessen wird, gingen wir erstmal in ein Restaurant auf dem Weg in die Stadt..

Am nächsten Tag erstes Meeting mit dem Team, Austausch zum Stand der Prozesse und Vorbereitung der Agenda für die kommenden Tage

• Stand Kanban- Prozess
• Teamentwicklung - wo stehen wir?
• Übernahme von Verantwortung (wie? wer? wann?)
• Vorbereitung Prozessworkshop
• Vorbereitung Retrospektive
  

Puh, ein dickes Programm, alle hatten auch noch ihre täglichen Aufgaben und Termine zu stemmen..

Vorgehensweise:

Ich habe bei der Arbeit in multinationalen (agilen) Teams sehr gute Erfahrungen mit der Kombination aus lösungs-/ ressourcenorientierten Coachinghaltungen und der Beachtung der interkulturellen Einflüsse (Modelle wie Kuturdimensionen nach Hofstede oder auch SCARF)  gemacht.

Also, lassen Sie uns loslegen...

A) Coaching Haltung(en):

Im Coaching - Prozess mit agilen Teams (z.b. Scrum - oder Kanban - Teams) kommt es sehr stark auf die adäquate Coaching-Haltung an.

Literaturtipp hierzu (kann ich beide nur empfehlen!):

"Agile Teams lösungsfokussiert coachen" von Veronika Kotrba & Ralph Miarka/ d-punkt Verlag

"Mehr als ein Wunder: Lösungsfokussierte Kurztherapie heute" von Steve de Shazer und Yvonne Dolan/ Carl Auer Verlag

Grundlegend ist die Art und Weise, wie man als Coach dem Team (gerade wenn man es sehr gut und intensiv kennengelernt hat!) bei jeder Begegnung gegenübertritt. Ich versuche, mit offenen Augen - unbefangen, achtsam und respektvoll - aus der Haltung des "Nicht - Wissens" auf die Teammitglieder zuzugehen.

Dies ist notwendig, um alles Neue, was sich zweifellos in der Zwischenzeit entwickelt hat, überhaupt wahrnehmen zu können.

In (agilen) Scrum- oder Kanban-Teams sollten dann die Werte des Scrum in Kombination mit den agilen Prinzipien Beachtung finden, damit man in dem Rahmen bleibt, in dem sich die Teams normalerweise bewegen. Das sieht dann so aus:

Hilfreich sind auch die folgenden Grundsätze:

Jedes Teammitglied ist ein Experte für sich selbst: fachlich, situativ und für die persönliche Befindlichkeit.

Ich verhalte mich im Coachingprozess grundsätzlich "überparteilich"

Ich orientiere mich nicht an den Defiziten, sondern an Chancen und Ressourcen

Zitate: 

"Repariere nichts, was nicht kaputt ist!"

"Übe Dich in Geduld!"

"Wenn Dinge nicht funktionieren, mach es anders!"

"Kannst Du die Situation nicht ändern, ändere Deine Haltung!"

Sehr wichtig ist zum einen die ausgewogene Balance zwischen Team - und Einzelcoaching, zum anderen auch der bewusste Einsatz bestimmter Fragetechniken (zirkuläres Fragen, Wunderfrage etc.), um möglichst von allen Antworten zu erhalten.

Vor allem in sozialen/ empathischen Prozessen (z.B. Retrospektive) müssen Veränderungen geduldig mit dem gesamten Team erarbeitet werden.

Ende Teil A) Weiter demnächst mit Teil B)