NEU!! Anjas Allerlei - die monatliche Kolumne.. Ausgabe Dezember 2018

VegKöttbular

Dezember 2018 - Zeit, über ein Weihnachtessen nachzudenken... aber auch Zeit für eine ganz eigene Weihnachtsgeschichte

Meine Weihnachtsgeschichte - eine Rückschau incl. Rezept.. 

Das folgende Rezept habe ich kürzlich erst ausprobiert, weil ich eine gute Freundin vegan bekochen wollte, aber auch weil es ein Favorit für das diesjährige Weihnachtsessen ist.

Dazu gibt und gab es Apfelrotkohl (Rosenkohl passt aber auch super), unbedingt Maronen, Preißelbeeren und Bandnudeln (alternativ Klöße).

Je nachdem,wieviel Zeit Ihr investieren wollt, kann man auch gut Konserven nutzen. Die Maronen gibt es ebenfalls vorgegart zu kaufen. Die Linsen-Nuss-Bällchen kann man sehr gut am Vortag zubereiten und sie dann zur fertigen Sauce geben. Also muss die Zubereitung dieses Weihnachtsessens gar nicht stressig sein. Für mich ist die Sauce hier das Wichtigste!

Irgendwie liebe ich den Geschmack der vielen Gewürze und ich freue mich auch schon auf die Zubereitung. Es ist einfach ein geliebtes Ritual und etwas Besonderes. Diese Sauce bereite ich auch wirklich nur im Winter zu. Immer für ein Weihnachtsessen.

Dieses Jahr wohne ich tatsächlich schon über ein halbes Jahr mit meinem liebsten Mann zusammen. Und weil ich in diesem Winter viel Zeit zum Nachdenken und In-mich-gehen habe, konnte ich auch gut einen Blick auf die letzten 7 Jahre unseres Zusammenseins riskieren.

Unser erstes gemeinsames Weihnachten war für mich total crazy, denn obwohl sich seine Frau (damals auch eine meiner besten Freundinnen) im Herbst von ihm getrennt hatte, wohnten sie noch immer zusammen. Allerdings hatte jeder sein eigenes Zimmer.

Es war sicher für alle eine spannungsreiche und anstrengende Zeit. Ich glaube, wir drei lebten nur von einem Tag auf den anderen. Bis sich alles auflösen konnte und jeder sich wirklich aufmachte, um sich einzulassen in ein nagelneues Leben, dauerte es etwa ein halbes Jahr. Da gab es von meiner Seite schon Zeiten wo ich so gar nicht mehr wollte. Liebes-beziehungen schienen mir damals steter Quell von allerlei Seelenqualen. Regelmäßig fühlte ich mich unglücklich verliebt und hin- und hergerissen in meinen Gefühlen und Bedürfnissen.

Das Weihnachtsfest 2012 feierte ich dann am 24.12. wie immer mit meinen Töchtern, damals Teenager. Am 1. Weihnachtsfeiertag hatte uns mein Freund zum Essen zu sich eingeladen. Seine „Noch-Ehefrau“ und meine „Noch-Freundin“ war auch anwesend. Meine jüngste Tochter hatte Zeit und Lust mitzukommen. Es gab diese Variante der veganen Köttbular und ich fand sie damals schon sehr lecker,  obwohl ich reichlich mit meinen diversen Gefühlen zu tun hatte.

Nach dem Essen wurde meiner Tochter schnell übel. Auch ein magenfreundlicher Tee half nichts. Sie erbrach sich zweimal. Danach ging es ihr zwar besser, aber sie war davon natürlich sehr mitgenommen, so dass wir uns bald verabschiedeten. Alle anderen hatten keinerlei Beschwerden.

Mir ist irgendwann klar geworden, dass sie als einzige wirklich körperlich auf die gesamte verkorkste Situation reagiert und mich mit dieser unterbewussten Aktion erst mal da rausgeholt hatte..

Als ich dieses Rezept ausgegraben habe, ist mir die Geschichte dazu wieder eingefallen. Heute bin ich so dankbar für unsere Geduld. Mein Liebster ist der einzige Mensch, den ich so nah bei mir haben möchte, mit dem ich das Leben teilen möchte.

Ich bin sicher, wir drei haben richtig gehandelt und es ist ja gut weitergegangen. Damals war ich verunsichert und wollte immer wieder mal alles hinwerfen.

Ja, ich bin der Ex - Frau und  - Freundin dankbar, denn ohne diese endgültige Krise wären mein bester Freund, liebster Mann, vertrauenswürdigster Mensch, intelligentester Partner und ich wahrscheinlich immer noch gute Freunde.       

Mehr aber nicht!

Für mich wurde die Beziehung immer mehr zu einem Geschenk, zu einer Art lebendigen, inspirierenden Flussfahrt. Mal steht der Eine am Steuer, mal der andere. Mal sieht man sich eine Weile nicht, nimmt sich aber wahr und spürt das der Andere trotzdem immer da ist und weiter mitwirkt. Ein tolles Abenteuer!


Dass ich mich dort hin, ins Vertrauen, entwickeln konnte habe ich ihm zu verdanken. Er hat mich in Zeiten unterstützt, die ich ohne Hilfe nicht überlebt hätte. Er hat an mich, an uns, an meine Töchter geglaubt, immer etwas Hilfreiches unternommen, ohne sich zu vergessen oder über unsere Köpfe hinweg zu handeln.                    

Eine so liebenswerte Lebenskunst mit einer ordentlichen Portion Willen, Sturheit und felsenfestem Glauben hatte ich bis dahin NOCH NIE erlebt. Dieser warme Fels gab mir Halt und immer ein winziges bisschen mehr Vertrauen.

Heute bin ich so erleichtert, eine Schwere ist von mir abgefallen, über die Jahre.  Jetzt erst mit etwas Abstand bemerke ich das. Und ich merke auch, dass das meine ganz persönliche Weihnachtsgeschichte ist. Die Liebe, die wir entwickeln durften, konnte u.a. auch deshalb wachsen, weil mein geliebter Mann immer an UNS geglaubt hat.

Ich wünsche allen Menschen ein gesegnetes besinnliches Weihnachtsfest.

Mögen wir alle unsere Herzen öffnen, um täglich in Güte und im Frieden miteinander zu leben!

Und hier kommt das Rezept:

Linsen-Nuss-Bällchen mit dunkler Weihnachtssauce

Für 20 Stück Zutaten für die Bällchen:

1 rote Zwiebel

2 Knoblauchzehen… alles fein gehackt

2 EL Margarine (alsan Bio) oder Olivenöl

175 g braune Linsen (bei Zeitmangel kann man auch Linsen aus der Dose nehmen)

400 ml Wasser

100 g Hasel- oder Walnüsse

1 walnussgrosses Stück Ingwer, schälen und grob würfeln

2 EL Flohsamenschalen

4 EL Semmelbrösel

2 EL Sojasauce

2 TL Wildgewürz

2 EL milder Senf

1 EL flüssiger Honig

½ TL frisch geriebene Muskanuss

3 EL gehackte Petersilie

Mit Meersalz und schwarzem Pfeffer würzen.


Los geht’s…

In einer kleinen Pfanne, Zwiebeln und Knoblauch im heißen Fett anschwitzen. (Achtung nicht auf höchster Stufe).

In einem Topf die Linsen nach Packungsanleitung mit dem Wasser weichkochen und abgießen.

Haselnusskerne in einer trockenen Pfanne anrösten.

Mit dem Ingwer in der Küchenmaschine oder mit dem Stabmixer sehr fein zerkleinern.

Linsen, Zwiebeln und Knoblauch dazugeben und nochmal pürieren.

Zu der Masse die Flohsamenschalen, Semmelbrösel, Sojasauce, Senf, Muskat, Petersilie und Honig geben und unterrühren.

Mit Salz und Pfeffer abschmecken. Die Masse 20 Minuten ziehen lassen.

Mit bemehlten Händen 20 kleine Bällchen formen.

Am knusprigsten gelingen die Bällchen in Ghee, da man das sehr hoch erhitzen kann ohne das es verbrennt. Alternativ ein hoch erhitzbares Bratöl benutzen.

Die Bällchen von beiden Seiten anbraten. 


Dazu passt meine braune Weihnachtssauce:

1 mittelgroße gehackte Zwiebel

¼ Liter trockenen Rotwein

2 EL Margarine

2 EL Tomatenmark

½ Liter Wasser

Hafersahne nach Bedarf

2-3 TL Stärke oder Mehl

 

Zum Würzen und Abschmecken:

Wildgewürz, Zimt, Preißelbeeren aus dem Glas, Sojasauce, Senf, Gemüsebrühe, Liebstöckel, Tomatenmark, Salz und Pfeffer.

In einem hohen Topf die Margarine erhitzen. Die Zwiebeln anschwitzen, sie sollen noch hell sein. Tomatenmark und Stärke zugeben und alles schnell mit dem Schneebesen durchrühren. Die Masse eine Minute leicht anbraten.

Rotwein und Wasser zugeben und schnell mit dem Schneebesen verrühren. So lange rühren bis eine gebundene Sauce entsteht. Eventuell noch Stärke zufügen. Aufkochen.

Nach Konsistenz und Geschmack dann die Hafersahne und Gemüsebrühe in Pulverform zugeben. Weiterrühren und köcheln lassen.

Zum Schluss großzügig mit Wildgewürz, Zimt, Preißelbeeren aus dem Glas, wenig Sojasauce, Senf, Liebstöckel, Tomatenmark würzen.

Mit Salz und Pfeffer abschmecken.


Guten Appetit!








Anja, 15.12.2018 um 11:16